Die Magnetresonanztherapie und das Männerorgan

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Die Prostata – eine Geschichte voller Missverständnisse. Wir klären auf und erklären, welche Vorteile die multiparametrische MRT bei der Früherkennung und Behandlung bietet.

Jedes Jahr erkranken in Deutschland 60.000 Männer an Prostatakrebs, 12.000 von ihnen werden daran sterben. Das Prostatakarzinom (so der wissenschaftliche Name) ist der häufigste bösartige Krebs des Mannes in Deutschland. Eine frühzeitige Erkennung ist die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. 
Und dennoch gilt für viele Männer: über Geld und über die Prostata wird nicht geredet. Damit muss Schluss sein. (Keine Sorge, wir reden nicht über Geld. Uns geht es allein um ihre Gesundheit.)

Ihre Vorteile auf einen Blick:

  • Möglicherweise können Sie sich eine Biopsie ersparen
  • Grundlage oder Weichenstellung für eine gezielte Biopsie statt „Blindpunktion“
  • Keine Verwendung von Röntgenstrahlung oder jodhaltigem Kontrastmittel
  • Optimal für mehrmalige Kontrolluntersuchungen

Was ist die Prostata?

Die Prostata ist ein kastaniengroßes Organ zwischen Penis und Blase, über das nur Männer verfügen. Es ist vom Anus aus mit dem Finger zu ertasten. Beim Sex hat es eine wichtige Funktion: als Geschlechtsdrüse produziert es einen Teil des Spermas. Das Sekret der Prostata umschließt die Samenzellen und macht sie widerstandsfähiger.
 Ab einem gewissen Alter macht die Prostata den Männern jedoch oft Probleme: bei den über 50-Jährigen verfügt fast jeder zweite Mann über eine gutartig vergrößerte Prostata. Dies führt in der Regel zu Problemen beim Wasser lassen. Sprechen Sie in diesem Fall unbedingt Ihren Urologen an – ein verschlepptes Prostataleiden kann gefährliche Konsequenzen nach sich ziehen!

Hilfe, der PSA-Wert ist zu hoch!

Ihr Urologe wird in aller Regel eine Tastuntersuchung durchführen. Was unangenehm klingt, ist in der Praxis halb so wild: meist dauert die Untersuchung keine 10 Sekunden. 
Außerdem wird ein PSA-Wert bestimmt. Dabei handelt es sich um einen prostataspezifischen Blutwert (PSA steht für „Prostataspezifisches Antigen“). Bei einem PSA-Wert über 4,0 ng/ml besteht der Verdacht auf ein Prostatakarzinom und es sollte eine Biopsie der Prostatadurchgeführt werden. Dabei handelt es sich um eine Entnahme von Gewebeproben, sprich: eine invasive Methode, die auch Nachteile mit sich bringen kann.
Ein erhöhter PSA-Wert ist jedoch keinesfalls eine Krebsdiagnose. Im Gegenteil: in den meisten Fällen liegt eine andere Ursache vor. Auch eine Entzündung oder eine vergrößerte Prostata können den PSA-Wert erhöhen.

MRT für Männer

Hier bietet die Magnetresonanztherapie eine nicht-invasive und schmerzlose Alternative. Mittels MRT kann schnell und unkompliziert ein fortgeschrittenes Prostatakarzinom ausgeschlossen werden – das beruhigt! Wenn in der MRT kein verdächtiger Befund gefunden wird, so liegt mit hoher Sicherheit kein höhergradiger aggressiver Krebs vor.
Sollte man jedoch einen verdächtigen Befund entdecken, kann dieser gezielt punktiert werden kann – das erhöht die Trefferquote der anschließenden Biopsie.


Wir beobachten daher bei uns in der Praxis schon seit einigen Jahren einen gestiegenen Stellenwert der MRT in der Diagnostik des Prostatakarzinoms. Sowohl in der Detektion als auch zur Vorbereitung einer Biopsie bietet die MRT eindeutige Vorteile. Sie verbessert die Detektionsrate von Karzinomen, sprich: es werden weniger Krebserkrankungen übersehen.

Sie sollten eine MRT der Prostata durchführen lassen, wenn…

  • bei Ihnen ein erhöhter oder ansteigender PSA-Wert vorliegt.
  • bei Ihnen eine Biopsie der Prostata gemacht werden soll.
  • bei Ihnen bereits eine Biopsie durchgeführt wurde und diese negativ war.
  • bei Ihnen durch Biopsie ein Prostatakarzinom gesichert wurde und Sie operiert werden sollen. Die Untersuchung kann wichtige Informationen für die Planung der Operation liefern.
  • bei Ihnen bereits die Prostata vollständig entfernt wurde und nun der Verdacht auf einen lokalen Rückfall (sog. „PSA-Rezidiv“) besteht.

Die multiparametrische MRT

In unserer radiologischen Praxis in Mannheim setzen wir auf die „multiparametrische“ MRT. Dabei kombiniert man mehrere Parameter, mittels derer die diagnostische Genauigkeit ganz erheblich erhöht werden kann. Folgende Parameter stehen zusammen für den Begriff “multiparametrisch”:

T2-Sequenz

Die T2-Bildgebung liefert hochauflösende Bilder, mittels derer Prostatakrebs besser erkannt werden kann.

Diffusion (DWI)

Die diffusionsgewichtete Bildgebung (*diffusion weighted imaging*) ist ein modernes bildgebendes Verfahren, das die Diffusionsbewegung von Wassermolekülen in Körpergewebe misst.

Perfusion (DCE)

Die Perfusionsbildgebung (*dynamic contrast enhancement*) liefert weitere wichtige Parameter, die dem normalen MRT-Bild überlagert werden können.

Bild 1: Hier sieht man die Prostata (P) zwischen Harnblase (H) und dem Darm. Der Pfeil markiert ein Areal, das in der T2-Sequenz auf ein Karzinom verdächtig ist.

Bild 2: Der Pfeil markiert das verdächtige Areal in der Diffusion und der Perfusion (von links nach rechts) und erhärtet den Verdacht auf ein Karzinom.


Ablauf

Nehmen Sie gegebenenfalls wie gewohnt Ihre Medikamente ein, außer Ihr Urologe oder der Hausarzt hat Ihnen andere Instruktionen erteilt. Die Harnblase sollte möglichst leer sein, daher werden Sie unmittelbar vorher zur Toilette geschickt. Für die Untersuchung wird Ihnen über eine flexible Verweilkanüle am Arm ein sehr gut verträgliches MRT-Kontrastmittel verabreicht.
Die Untersuchung ist im Vergleich zu einer herkömmlichen MRT sehr aufwändig, daher dauert auch die folgende Auswertung etwas länger. Es erfolgt natürlich eine Besprechung ihrer Ergebnisse direkt vor Ort mit einem Arzt. Der endgültige schriftliche Befund wird umgehend Ihrem Urologen oder dem Hausarzt zugesandt. Diesen sollten in jedem Fall im Anschluss aufsuchen, um das weitere Vorgehen zu besprechen!